20 Krieg im Namen der Religion: Mali und Nigeria

Autor: Jens Borchers

Krieg im Namen der Religion: Mali und Nigeria

Afrikas bevölkerungsreichster Staat Nigeria erlebt seit Jahren den Terrorismus von Boko Haram. Frei übersetzt bedeutet Boko Haram „westliche Bildung ist Sünde“ und die Repräsentanten der Terrormiliz behaupten, im Namen der Religion zu kämpfen. Tatsächlich geht Boko Haram auf eine religiöse Bewegung zurück – die allerdings keineswegs Terrorismus als legitimes Mittel akzeptierte. Wie entwickelte sich der menschenverachtende Terrorismus im Namen der muslimischen Religion im Nordosten Nigerias?

Woher kam die schleichende Radikalisierung des Islams?

Der westafrikanische Staat Mali galt lange Zeit als Musterbeispiel eines sanften Islams. Toleranz und Weisheit waren die Merkmale, die von den Religionsführern in den Vordergrund gestellt wurden. Bis 2012 plötzlich im Namen eines radikalen Islams Krieg geführt wurde: Im Norden Malis kaperten radikalislamistische Gruppen den Aufstand von Touareg-Stämmen gegen die Zentralregierung in der Hauptstadt Bamako. Ganze Landstriche erlebten, wie selbsternannte „Sitten-Polizisten“ Recht und Rechtsprechung im Handstreich übernahmen. Woher kam die schleichende Radikalisierung des Glaubens, die da sichtbar wurde?

Mali und Nigeria erleben seit vielen Jahren, wie ein asymmetrischer Krieg im Namen der Religion geführt wird. Religion ist dabei Tradition, Vorwand und Machtfaktor.

Die Frage ist:  was – neben Militär-Einsatz – als Gegenmittel dienen könnte: Deradikalisierung mit dem Koran in der Hand und Bildung?

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Religion Macht Politik (20), MP3-Audioformat, 24:55 Min., 45.6 MB

Sendung in hr-iNFO: 06.04.2019, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

1. (Religiöse) Konflikte in Subsahara-Afrika

Viele Länder in Subsahara-Afrika haben mit Konflikten zu kämpfen, die zunehmend religiöse Dimensionen aufweisen. Lokale Konflikte, deren Ursachen beispielsweise in sozialer Ungleichheit oder repressiver Staatlichkeit liegen, werden vor allem durch dschihadistische, äußerst gewaltbereite Gruppen wie Boko Haram oder al Shabaab verschärft, die häufig über nationale Grenzen hinweg mit anderen islamistischen Terrorgruppen vernetzt sind.

Basedau, Matthias (2017): Religiöse Konflikt auf dem Vormarsch in Subsahara-Afrika: Keine einfachen Erklärungen und Lösungen, GIGA Focus Afrika 04/2017, online unter: https://www.giga-hamburg.de/de/publikation/religioese-konflikte-auf-dem-vormarsch-in-subsahara-afrika

Ansorg, Nadine (2018): Nördliches Afrika: Regionale Zusammenhänge und Wechselwirkungen aus historischer Perspektive, online unter: http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/267543/regionale-zusammenhaenge-und-wechselwirkungen-aus-historischer-perspektive

Bundeszentrale für Politische Bildung (2005): Der Islam im subsaharischen Afrika, online unter: http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/58955/islam-in-afrika

Ederer, Christian (2018): Nördliches Afrika: Einfluss und Rolle des Islamismus und dschihadistischen Terrorismus, online unter: http://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/268401/einfluss-und-rolle-des-islamismus

Steinberg, Guido/Weber, Annette [Hrsg.] (2015): Jihadismus in Afrika. Lokale Ursachen, regionale Ausbreitung, internationale Verbindungen, SWP-Studie, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, online unter: https://www.swp-berlin.org/publikation/jihadismus-in-afrika/

Mehr Informationen zu Nigeria:

Müller, Nina (2014): Boko Haram – Terror ohne Ende? Der Erfolg der islamistischen Terrorgruppe ist ein Symptom für viele Probleme Nigerias, HSFK Standpunkte 4/2014, online unter: https://www.hsfk.de/fileadmin/HSFK/hsfk_downloads/standpunkt0414.pdf

Felter, Claire (2018): Nigeria’s Battle With Boko Haram, CFR Backgrounder, online unter: https://www.cfr.org/backgrounder/nigerias-battle-boko-haram

Arte (2018): Tschad: Leben nach Boko Haram, ARTE Reportage, online unter: https://www.arte.tv/de/videos/082966-000-A/tschad-leben-nach-boko-haram/

Sändig, Jan: Boko Haram: Lokaler oder transnationaler Terrorismus?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 24-25/2016, online unter: http://www.bpb.de/apuz/228876/boko-haram-lokaler-oder-transnationaler-terrorismus

Mehr Informationen zu Mali:

International Crisis Group (2017): The Politics of Islam in Mali: Separating Myth from Reality, Africa Report N°249, online unter: https://www.crisisgroup.org/africa/west-africa/mali/249-politics-islam-mali-separating-myth-reality

Chauzal, Grégory/van Damme, Thibault (2015): The roots of Mali’s conflict, Clingendael Conflict Research Unit Report, online unter: https://www.clingendael.org/pub/2015/the_roots_of_malis_conflict/colophon/

Sambe, Bakary (2012): Die Krise in Mali. Ursprünge, Entwicklungen und Auswirkungen auf die Subregion, in: KAS Auslandsinformationen 12/2012, online unter: https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=77c0daa2-3a8c-9fca-3ee2-45d93b5db9f8&groupId=252038

Rocksloh-Papendieck, Barbara/Papendiek, Henner (2012): Die Krise im Norden Malis. Aktuelle Lage, Ursachen, Akteure und politische Optionen, FES Studie, online unter: https://library.fes.de/pdf-files/iez/09526.pdf

Deutsche Welle (18.12.2014): Ansar Dine: Islamisches Recht gegen Tradition, online unter: https://www.dw.com/de/ansar-dine-islamisches-recht-gegen-tradition/a-18137558

Ursu, Anca-Elena (2018): Under the gun. Resource Conflicts and Embattled Traditional Authorities in Mali, Clingendael Report, online unter: https://www.clingendael.org/pub/2018/under-the-gun/

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2. Der Einfluss von Militärinterventionen und externen Akteuren in der Sahel-Region

Unterschiedliche militärische und humanitäre Missionen internationaler Akteure – von den UN über die EU bis hin zur gemeinsamen Einsatzgruppe von fünf Sahelländern (G5 Joint Force) – sind in der Region aktiv, um Terrorismus zu bekämpfen und Migration einzudämmen. Doch die Bilanz der sogenannten „Stabilisierungspolitik“ ist bislang eher ernüchternd.

Wiedemann, Charlotte (2018): Viel Militär, weniger Sicherheit. Mali – fünf Jahre nach Beginn der Intervention, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, online unter: https://www.boell.de/de/2018/01/31/viel-militaer-weniger-sicherheit

Meininghaus, Esther/Mielke, Katja/Mutschler, Max (2019): Stabilisation – For Whom and to What Ends?, BICC Knowledge Notes 1/2019, Bonn: BICC, online unter: https://www.bicc.de/publications/publicationpage/publication/stabilisation-for-whom-and-to-what-ends-844/

Schnabel, Simone (2018): Mehr Sicherheit für den Sahel? Warum die Initiative der G5 Sahel Joint Force mehr Zweifel als Hoffnung aufwirft, PRIF Spotlight 8/2018, online unter: https://www.hsfk.de/fileadmin/HSFK/hsfk_publikationen/Spotlight0818.pdf

Von Boemcken, Marc et al. (2018): Bewaffnete Konflikte. Deutsche Stabilisierungspolitik auf dem Prüfstand, in: BICC/HSFK/INEF/ISFH (Hrsg.): Friedensgutachten 2018, online unter: https://www.friedensgutachten.de/user/pages/02.2018/03.bewaffnete-konflikte/FGA_2018_Kapitel%201.pdf

Tull, Denis (2017): Mali und G5: Ertüchtigung des Sicherheitssektors, SWP-Aktuell 76, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, online unter: https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2017A76_tll.pdf

Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen

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