02 Religion macht stark – Glaube und Psychologie

Autorin: Regina Oehler

Religion macht stark – Glaube und Psychologie

Kommen wir Menschen als religiöse Wesen auf die Welt? Gehört die Suche nach Sinn und nach größeren Zusammenhängen sozusagen zu unserer biologischen Grundausstattung?

Manche Psychologinnen und Psychologen sind davon überzeugt und untersuchen die Bedingungen einer „diesseitigen Spiritualität“. Sie machen aber klar: über die Existenz oder Nichtexistenz Gottes kann die Psychologie nichts sagen, Religion wollen sie auch nicht psychologisieren.

Religiosität und Resilienz

Im Bereich der Neurobiologie gibt es mittlerweile eine Fülle von spannenden Forschungsergebnissen, wie Praktiken der Meditation das Gehirn verändern und zu mehr Aufmerksamkeit, Konzentration und Einfühlungsvermögen führen. Und dass Religiosität und Spiritualität wichtige Ressourcen für den Umgang mit belastenden Lebenssituationen und mit Krankheiten bereitstellen, belegen ebenfalls viele Studien.

Wie entsteht diese Resilienz, die seelische und körperliche Widerstandskraft? Und welche Gefühle liegen einer fehlgeleiteten Religiosität zugrunde, die Fundamentalismus und Fanatismus begünstigt?

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Religion Macht Politik (02), MP3-Audioformat, 24:41 Min., 45.1 MB

Sendung in hr-iNFO: 10.11.2018, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

  1. Religion, Gesundheit, Resilienz
  2. Religiöse Praxis als Weg zu Gesundheit und sozialem Zusammenhalt

1.Religion, Gesundheit, Resilienz

In jüngster Zeit wächst das wissenschaftliche Interesse daran, welche Auswirkungen Religion und Religiosität auf die psychische und physische Gesundheit, auf die Widerstandsfähigkeit und auf das Wohlbefinden des Menschen haben. Vor allem in den Vereinigten Staaten, wo Religion für einen weit höheren Anteil der Bevölkerung eine große Bedeutung hat als beispielsweise in Deutschland, ist eine Vielzahl von Studien erschienen, die Religiosität im Zusammenhang mit der sogenannten Salutogenese, also der Entstehung von Gesundheit, erforschen.

Einen Überblick über diese psychologische Forschung gibt folgender Artikel, der die Auswirkung von Religiosität auf Krankheitsbilder wie Depression oder Angststörungen diskutiert. Zudem werden verschiedene theoretische Erklärungsansätze vorgestellt, warum Religiosität sich häufig positiv auswirkt – und manchmal auch negativ.

Klein, Constantin/Albani, Cornelia (2007): Religiosität und psychische Gesundheit. Eine Übersicht über Befunde, Erklärungsansätze und Konsequenzen für die klinische Praxis, online unter: https://www.uni-bielefeld.de/theologie/forschung/religionsforschung/personen/dateien/klein/Klein%20Albani%202007%20-%20Religiosit%C3%A4t%20und%20psychische%20Gesundheit[1].pdf

Auch der folgende Artikel greift die oben genannte Forschung auf und gibt darüber hinaus Empfehlungen, wie die Religionspädagogik auf die Erkenntnisse der Psychologie zum Zusammenhang von Religion und Gesundheit reagieren sollte.

Jakobs, Monika (2018): Religion und Gesundheit aus religionspsychologischer Perspektive – und was dies für die Religionspädagogik bedeutet, in: Theo-Web. Zeitschrift für Religionspädagogik 17 (1), S. 83-100, online unter: http://www.theo-web.de/ausgaben/2018/17-jahrgang-2018-heft-1/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=379&cHash=5bf5c6757b68a83173c066377a7384e6

Den Zusammenhang von Religion und Zufriedenheit beleuchtet ein Artikel in der ZEIT, der auch auf neuere Trends wie das Pilgern auf dem Jakobsweg oder das wachsende Interesse an buddhistischer Spiritualität in Deutschland eingeht – kombiniert mit Daten aus dem Sozio-Ökonomischen Panel, einer seit mehr als drei Jahrzehnten laufenden repräsentativen Wiederholungsbefragung in der deutschen Bevölkerung.

Zeit Online (28.10.2017): Wer glaubt, wird selig, online unter: https://www.zeit.de/gesellschaft/2017-10/religion-glaube-zufriedenheit-glueck-studien

Interviews mit den Psychologen Michael Utsch und Eckart Straube zum Einfluss des Glaubens auf die psychische Gesundheit und auf Krankheitsverläufe:

Interview mit Michael Utsch, Deutschlandfunk Kultur (10.01.2016): „Hochreligiöse Menschen haben weniger Schmerzen“, online unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-einfluss-des-glaubens-auf-die-psyche-hochreligioese.1278.de.html?dram:article_id=342047

Interview mit Eckart Straube zum Einfluss von Religion auf Krankheitsverläufe:  SZ Wissen (17.05.2010): Kann Glaube heilen?, online unter: https://www.sueddeutsche.de/wissen/religion-kann-glaube-heilen-1.597234

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2. Religiöse Praxis als Weg zu Gesundheit und sozialem Zusammenhalt

Die Website des ReSource-Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Tania Singer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig erläutert das groß angelegte Forschungsprojekt zu mentalem Training mithilfe westlicher und fernöstlicher Methoden der Geistesschulung, dessen erhobene Daten derzeit noch ausgewertet werden. Ziel der des Trainings war es, mentale Gesundheit und soziale Kompetenzen zu verbessern, um Stress besser bewältigen zu können.

Das ReSource-Projekt, online unter: https://www.resource-project.org/

Interview mit dem Hinforscher Wolf Singer über die Erfahrungen bei der Mediation und die Neurobiologie des Religiösen:

Die Zeit 44/2008, online unter: https://www.zeit.de/2008/44/P-Singer

Bei Arte ist eine etwa 50minütige Dokumentation zur Meditation und ihren Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und Resilienz noch bis 18.12.2018 in der Mediathek zu sehen:

Arte: Die heilsame Kraft der Meditation, online unter: https://www.arte.tv/de/videos/069099-000-A/die-heilsame-kraft-der-meditation/

Jonathan Haidt, amerikanischer Psychologe und Moral-Forscher, spricht wie Hans Joas (in der vorigen Folge des Funkkollegs) von der Selbsttranszendenz als einer außeralltäglichen, Ehrfurcht und Staunen hervorrufenden religiösen Erfahrung.  In diesem TED-Talk fasst er seine Forschung zusammen:

TED-Talk von Jonathan Haidt: „Religion, evolution, and the ecstasy of self-transcendence”, online unter: https://www.ted.com/talks/jonathan_haidt_humanity_s_stairway_to_self_transcendence. Das Transkript des Talks ist ebenfalls verfügbar.

Die gesellschaftlich-politische Dimension von Religiosität als Ressource des sozialen Zusammenhalts nimmt eine Studie in den Blick, die ebenfalls auf den empirischen Daten des sozio-ökonomischen Panels basiert. Sie kommt zum Schluss, dass sowohl subjektive Religiosität als auch öffentliche religiöse Praxis einen positiven Einfluss auf strukturelle Aspekte der Sozialintegration in Deutschland ausüben. Dabei lassen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den religiösen Traditionen ausmachen.

Traunmüller, Richard (2008): Religion als Ressource sozialen Zusammenhalts? Eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals in Deutschland, SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, DIW Berlin, online unter: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.90639.de/diw_sp0144.pdf

Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen

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